Allgäuer Zeitung - "Zwei Magier der Töne"

Zwei Magier der Töne

Allgäuer Zeitung vom 28.11.2017 - von Markus Noichl

 

 

Persischer Trommelmeister trifft im Schloss zu Hopferau auf Flügel-Flüsterer


Mit Taste und Trommelfell zauberten Martin Vatter (Flügel) und Hadi Alizadeh (Percussion) im Schloss zu Hopferau. Im voll besetzten Treppenhaus bejubelten die Zuhörer diese ungewöhnliche Kombination, bei der sich Rhytmus-Patterns und Klavierkaskaden klanglich verflochten.

Martin Vatter ist solo mit seinen Klavier-Reisen ein gern gesehender Gast im Schloss. Diesmal brachte er einen Partner mit: Hadi Alizadeh ist ein Meister der persischen Trommeln. Zunächst erklang die Tombak. Aus diesem hölzernen Kelch, auf den Knien liegend, zauberte Alizadeh eine verblüffende Vielfalt von Klangfarben und Anschlags-Varianten. Vom bauchigen Bass (Tom) bis zum hellen, holzigen Diskant (Bak) redet diese Trommel in vielen Sprachen. Weil sie dies aber geheimnisvoll und leise tut, waren die Musiker so intelligent, und spielten nur ein mal zusammen mit dem Klavier, wobei sich Vatter als sensibler "Flügel-Flüsterer" erwies. Zweimal ließ Alizadeh die Tombak alleine sprechen. Vom Klopfen in unterschiedlichster Handposition bis zum Schaben, überall auf Fell und Korpus, lockte Alizadeh immer wieder Überraschungen aus seinem Instrument hervor. Ein faszinierender Kosmos an Wirbeln und Girlanden, schwungvoll wie orientalische Schriftzüge und Ornamente. Kalligrafie mit Tönen.

Bewegend auch die Einblicke, die der Perser in seine Biografie gab. 14 Stunden einfach dauerte die Busfahrt quer durchs Land zu seinem Trommellehrer. Wenn der gestrenge Meister nicht zufrieden war, schickte er den Knaben nach fünf Minuten wieder heim.

Die nötige Wucht, um dem Klavier Paroli zu bieten, hat die Rahmentrommel "Daf". Mit ihr ersetzte Alizadeh ein ganzes Schlagzeug. Ein Vorhang an Metallringen vibriert, je nach Neigung, auf dem Trommelfell mit und erzeugt einen Snare-Effekt.

Von verträumten Balladen, in denen die Welt noch in Ordnung ist, reduzierten, volksliedhaften Kadenzen, bis zu frechen, ausgeflippten Jazz-Experimenten reichten die Impulse des Klaviers, von der Trommel auf Tuchfühlung umsponnen.

Lustvoll warfen sich diese Magier die Töne zu. Ein faszinierender Dialog und Energieaustausch zweier so verschiedener, ja fremder Instrumente. Hier der Weltbürger: die "Musikmaschine" Flügel, hochkomplex. Dort der Eingeborene: ein Fell, über einen Holzrahmen gespannt, archaisch einfach. Doch egal, ob flinke Finger über Tasten oder Felle tanzten: Sie hatten sich viel zu erzählen.

Solche Brückenbauer braucht die Welt. Zwei Virtuosen, die die Weltsprache beherrschen und einsetzen. Ein mutiger Aufbruch ins Unbekannte. Über Kommunikation konnte man viel lernen an diesem wegweisenden Abend.

 

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